miércoles, 31 de agosto de 2011

Havannas beste Casa Particular

Lorena und Luis vermieten ein großartiges Haus inmitten des zentralen Viertels Centro Habana. Die herzlichen Vermieter tun alles für das Wohl ihrer Gäste und an Annehmlichkeiten wie Aircondition, Privatsphäre, unabhängiges Badezimmer, Frühstück und Balkon mangelt es nicht. Lorena spricht fließend englisch und erklärt die Feinheiten des kubanischen Lebens für alle Neuankömmlinge.

Reservierungen über radioescucha@gmx.net

Adresse des Hauses: Neptuno No.402 entre San Nicolás y Manrique, Centro Habana

Preis Doppelzimmer/Nacht: 25 CUC (derzeit 22 Euro)

viernes, 11 de marzo de 2011

Der Krieg in Libyen ist kein Bürgerkrieg sondern der Versuch einer Befreiung

In Libyen scheut der Machthaber Gaddafi mit seinem Klan um den Erhalt der Selbstherrschaft nicht davor zurück, die Bürger seines Landes kaltblütig ermorden zu lassen. Aufgrund dieser eindeutigen Kräftekonstellation halte ich den Gebrauch des Begriffs „Bürgerkrieg“ für höchst irreführend. Während auf der einen Seite Gaddafi und seine Regierungstruppen mit Hilfe von ausländischen Söldnern um die Saturierung der Macht kämpfen, fordert das protestierende und kämpfende Volk ein Ende des Repressionssystems und eine neue Verteilung von Macht, Einfluss und Anerkennung.
In einem Bürgerkrieg hingegen treten feindselige inländische Gruppen (Bürger) gegeneinander an, wie sich mit unzähligen historischen und aktuellen Beispielen belegen lässt (Jugoslawienkrieg, spanischer Bürgerkrieg). Doch was folgt aus dieser Fehlinterpretation der libyschen Revolte als eines Bürgerkriegs? Man setzt stillschweigend voraus, dass das Volk grundsätzlich in beide Richtungen zu mobilisieren ist und damit ebenso gut für den Erhalt der Macht des Gaddafi-Regimes eintreten, wie den Befreiungskampf fortsetzen könnte. Der Begriff Bürgerkrieg legt sogar nahe, dass die Lager bereits auf diese Weise gespalten sind. Der Erfolg der Bewegungen in den arabischen Ländern rührt jedoch daher, dass die Gründe der Rebellion von vielen Menschen verstanden und als richtig erkannt werden.

(Erschienen in der Süddeutschen Zeitung)

jueves, 11 de noviembre de 2010

Skriptauszug: "Lebendige Gärten"

Ein Panzer als Gartenhaus. Aufbereitung einer Müllhalde in Cojimar

Das rurale, an den Ort gebundene Wissen würde wieder geschätzt, freute sich der Gärtner Suleyha in Bahía, der seine Parzelle am liebsten in ein Bildungszentrum für Erwachsene und einen Schulgarten für Kinder verwandeln möchte. Bereits im Dezember 2009, vier Jahre nach dem ersten Spatenstich, bedeutete der Ort ihm mehr als manchem sein Mietshaus und bestimmt, als es die ursprüngliche Funktion nahelegt. Suleyha grub, säte und ackerte auf einer ehemaligen Müllhalde für Industrieabfälle, auf der auch heute noch ein Panzer, Baujahr 1946, aus der DDR steht. Die Stadtverwaltung1 und die Nachbarschaft respektieren den Garten, da Suleyha das Gelände pachtete, um ein grünes Laboratorium zur Erprobung von Entgiftungsstrategien aufzubauen.

Suleyha: „Dies war einmal eine Schutthalde. Ein sich selbst überlassener Ort. Hier wurde alles hingeworfen, ohne nachzudenken. Ein sehr schlechter Ort, weil es Plagen ohne Ende gab. Das Gleichgewicht war zerstört und nicht mehr in Einklang zu bringen. Deshalb setzte sich die comunidad (Gemeinde) dafür ein, das ökologische Gleichgewicht und die soziale Balance wieder herzustellen. Eine sehr wichtige Angelegenheit, um das Gute vom Schlechten trennen zu können, das Schlechte endgültig beseitigen zu können. (…) Gut, als wir das getan hatten, begann ich Bananen zu säen, Yuca, Boniato, Malanga, aber die Erde war von so schlechter Qualität, dass die Produkte gar nichts produzierten. Sie wuchsen zwar in die Höhe, aber sie trugen keine Früchte. Deshalb sagte ich mir: Gut, dann werde ich eben Bäume säen. Avocado, Mango, Guave, Chirimoya2, gut, mindestens 25 verschiedene Fruchtsorten. Besonders wichtig für die Qualität des Bodens war aber, dass ich Nussbäume säte und Palmen, Edelhölzer, Zedern und den Regenbaum3, all das sind auch Materialien, aus denen Möbel hergestellt werden. Ich bin fast verrückt geworden, weil ich unbedingt diese Erde wieder gewinnen und sie wieder bewohnbar machen wollte. Ich will die Wahrheit sagen: Alles funktioniert auf diese Weise – sich das, was da ist, zunutze machen: die Entfaltung der Kultur, der ökologischen Landwirtschaft, aus der die jungen Leute und Kinder und auch viele Erwachsene lernen. Sie verändern das Feld. Und dann, deshalb sage ich das - gewinnen sie an Erfahrung für das, was sie vergaßen. Denn nicht alles braucht Dünger. Bodennahrung sind auch diese trockenen Blätter. Diese alte Müllhalde ist eine Wiederaufbereitungsanlage. Das Leben macht es immer am Besten.“

Suleyha hatte mit seinen Freunden die comunidad von den Müllproblemen befreit und schenkte ihnen gleichzeitig einen Umsonst- Garten, in dem sie sich von den reifen Früchten bedienen können. Er löste die Entsorgungsprobleme, die aus der industriellen Nutzung des Gemeindelandes entstanden waren nicht mit den Strategien der Hilfsprogramme, die ihm rechtlich aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer Kooperative zustehen, sondern durch den Anbau von in Vergessenheit geratenen endemischen, spirituellen und medizinischen Pflanzen. Größere Sorgen als der Hausmüll bereiteten ihm zunächst industrielle Abfälle, wie der 35 Tonnen schwere DDR- Panzer, der nicht mit Leibeskraft entsorgt werden konnte. Deshalb wurde er kurzerhand pinkfarben angestrichen, ebenso wie andere Gegenstände, die an die frühere Nutzung des Ortes erinnern. Ende 2007 wuchsen hier Obstbäume und Sträucher, aber keine Wurzelknollen, denn dafür ist die Qualität der Erde auch nach 11 Jahren sorgfältiger Rückgewinnung noch nicht gut genug. Suleyha meinte, dass die Qualität für Baumfrüchte genügt. Auf meine Frage, woher er das wüsste, denn es könne ja sein, dass die Früchte kontaminiert seien, antwortete er, auch dies hätte ihn seine Familie gelehrt. Ich lernte von ihm neben der Wichtigkeit der einzelnen Bäume für die Verbesserung des Bodens und als wirksame Bepflanzung gegen Bodenerosion, wie überliefertes Wissen vom Land für die urbane Realität nutzbar gemacht wird. Deshalb möchte ich, unter Zuhilfenahme der Theorie Andrea Heistingers, genauer benennen, worauf dieses „Erfahrungswissen“ beruht und wovon es sich abgrenzt:

  • Erfahrungswissen erhebt nicht den Anspruch, universell gültig zu sein, sondern ist offen für veränderte Bedingungen.
  • Es unterscheidet sich vom statischen Begriff der „Tradition“ oder der „Bodenständigkeit“. Der Begriff „traditionell“ ist nach Heistinger ungenau, da er weder einen räumlichen, noch einen zeitlichen sozialhistorischen Kontext bezeichnet (Vgl. Heistinger 2001: 77). Er wird einerseits zur Beschreibung von Pflanzenzucht bei Indigenas verwendet, um das Gegenteil zu einer professionellen Pflanzenzucht zu beschreiben. Andererseits verweist der Begriff in der naturwissenschaftlichen Disziplin auf Methoden, die dort seit ungefähr einem Jahrhundert entwickelt wurden. Dieser Logik folgend, resümiert Andrea Heistinger, dass es in diesem Begriffsschema davor keine Pflanzenzüchtung gegeben haben müsste (vgl. ebd.). Der Begriff der traditionellen Pflanzenzüchtung erwecke den Anschein, als hätte es Pflanzenzüchtung nur im letzten Jahrhundert gegeben, da er heute dem Begriff der modernen Züchtung gegenübergestellt wird.
  • Im Gegensatz zum instrumentalisierten Traditionsbegriff, mit dem Ansprüche an Besitz, auf Land, Macht und Ressourcen legitimiert werden und dem das „Flair des Guten“ anhaftet, unterschied Andrea Heistinger, Hobsbawm folgend, zwischen tradition und custom (Hobsbawm 1993: 2 in Heistinger ebd.). Im Brauch wird Vertrautes in Stil und Sinn weitergetragen: „Dies lässt die Verwandlung der Dinge unter meinem Blick, in meinen Händen, zu. Der Faden der Handlung und der Handelnden wird dabei nicht endlos durch die Gegenwart in die Zukunft gespannt, sondern gerade immer dorthin gespannt, verwoben, vernetzt, eingefärbt, verstärkt, abgeschnitten und wieder zusammengeknüpft, wo er gerade gebraucht wird – sein Gebrauch sinnstiftend ist“ (ebd. 78).

Mit diesem Begriff von brauchbarem Erfahrungswissen lässt sich für die Gärtner in Havanna sagen, sie haben sich ihre Fähigkeiten durch das eigene Experimentieren angeeignet. Damit steht diese Form von Wissen nicht nur konträr zum Traditionsbegriff, der durch naturwissenschaftliche Deutung in die Alltagssprache übersiedelte. Die Geltung von Erfahrungswissen muss sich neuerdings auch vor globalisiertem „Managementwissen“ beweisen, wie es die Recycling- Programme des neuen Politikfelds „Urban Waste Management Strategy“ (vgl. u. a. Cofie/ Adam- Bradford/ Drechsel: 2006) für die Gärtner vorsehen, die auf die Unterstützung des Staates angewiesen sind, um eine Parzelle bewirten zu dürfen. Über die Kooperativen werden den Gärtnern, wie bereits erwähnt, Unterstützungskampagnen angeboten. Das Sonderbare an den Programmen ist, dass sie die Umweltprobleme von der Geschichte und den Eigenarten des Ortes trennen, der „gesäubert“ oder neu bebaut oder beackert werden soll. Die Programme wollen zu jeder Zeit und an jedem Ort anwendbar sein. Sie sind ohne Örtlichkeit und stehen außerhalb der erfahrbaren Welt. Daneben verkennen die Verfechter der urban- waste- strategy die Motivation der Gärtner, die aus Verdruss über die ambientale Situation selbst neue Beziehungen zur Natur aufbauen. Damit entgeht ihnen die wichtige Funktion des Zuhörens und Verstehens.
Um zu verstehen, welches Wissen vor Ort vorhanden ist, würde es eigentlich genügen, ihnen zuzuhören und sich von ihrem Erfindungsreichtum anstecken zu lassen: Im Gegensatz zu internationalen Hilfsprogrammen, die den Einsatz von gezielten Strategien zur Verwertung von Müll und organischen Restbeständen von Pflanzen zum Zentrum haben, benötigt Suleyha kein zusätzliches „Input“ materieller oder ideologischer Art.
Er wünscht sich für die Zukunft, dass vermehrt Schulklassen dort in ein „Freiluftklassenzimmer“ gehen können, seine Trockenklokonstruktion sieht bereits zwei getrennte Bereiche für Kinder und Erwachsene vor. Anstelle die Schulungen zu besuchen, in denen im Sinne der Dezentralisierung die Verantwortlichkeit von der staatlichen Lenkung zur jeweiligen „community“4 dirigiert wird, hegt und pflegt Suleyha die Pflanzen, die ihm persönlich und seinem sozialen Umfeld etwas bedeuten. Dabei kommt es ihm nicht auf die Ertragsraten an, sondern darauf, dass die Kräfte der Pflanzen und der Erde gemeinsam wirken und die Örtlichkeit derart verändern, dass eine neue Balance zwischen natürlichen Kreisläufen und menschlichem Einwirken entsteht. Der ehemalige Polizist wählt genau aus, welche Früchte er sät. Jeder Baum steht in Verbindung mit der kubanischen Geschichte, deren viele Facetten er nicht müde wird zu erzählen. Als er meinem Bekannten Handy und mir die Früchte zeigte, erzählte er Geschichten, die meist aus seiner Heimat, dem Interior stammten. Darüber hinaus boten die Pflanzen für ihn ein geeignetes Mittel um politisch zu sprechen.

Suleyha: „Mamey Santo Domingo war sein alter Name. Das ist eine rote Frucht, du isst sie wie Obst. Doch erst wenn der Baum 20 Jahre alt ist, trägt er überhaupt Früchte. Das wusste unser Staat beim Triumph der Revolution nicht. Sie hatten kein Bewusstsein für ökologisches Gleichgewicht und unser Staat, das musst du dir vorstellen, ließ alle Mameybäume roden! Zuvor war Kuba der Hauptexporteur der Frucht in der Welt gewesen. Aber gerodet wurde, um den café catura anzupflanzen und zu exportieren. Du weißt, was damit geschah.“ (deutet mit einer ausholenden Armbewegung an, dass es damit vorbei ist und auch keines Wortes mehr wert).
Wenn der Fruchtbaum 60 Jahre alt ist, wird er seine Erträge noch immer multiplizieren. Einige religiöse Menschen glauben, das (das Abholzen, d. k.) hat einen Fluch für Kuba ausgelöst. Dieser Strauch ist heilig! Sie gehört zu Changó5. Nicht nur zu Changó, zu vielen anderen Santos auch. Er wird sogar älter als die Mango!“

1 Die Strategie „limpiar primero y sembrar después“ wurde von Àlvarez 2000 eigens in einem Buch behandelt.

2 Cherimoya (Annona cherimola oder Quechua chirimuyu), gilt als eine „kalte Frucht“. In Südamerika und Spanien wird sie auch Chirimoya oder Churimoya genannt. Sie ist ein immergrüner, tief verzweigter Baum oder Strauch, der bis zu neun Meter hoch wächst. Die Früchte haben eine grüne Schale, die Samen liegen im weißen Fleisch.

3 Der Alleenbaum „algarrobo“ zählt zu den Leguminosen. (Lat. Pithecellobium saman, Leguminosae).

4 Zum community- Begriff vgl. Glossar der Gegenwart. Ulrich Bröckling, Krasmann u. Lemke (Hrsg.) Frankfurt a.M.2004.

5 Der Orisha Changó zählt zu den mächtigsten Gottheiten im Pantheon der Regla de Ocha oder Santería. Er wird im Katholizismus durch die Heilige Barbara und im Palo Monte durch Siete Rayos abgebildet. Er besitzt u.A. Macht über das Feuer.  

domingo, 31 de octubre de 2010

Conucos und Hausgärten. Ein Beitrag zur Geschichte der urbanen Landwirtschaft in Kuba.







Kuba gilt weltweit als Vorreiter der urbanen Landwirtschaft. Als der Zusammenbruch des sozialistischen Handelsblocks RGW die Staatswirtschaft der Insel in den 1990er Jahren in die schwerste Krise seit der Revolution stieß, gab die kubanische Führung notgedrungen die bis dato systemimmanente Ideologie einer nachholenden Industrialisierung auf und etablierte in den Folgejahren Strukturen für eine ökologische Ressourcennutzung. Anstatt die staatliche Versorgungspolitik aus der Hand zu geben und in die Privatwirtschaft zu überführen, werden Kubanerinnen und Kubaner heute dabei unterstützt, eine nachhaltige Selbstversorgung in den Städten aufzubauen. Ökologische Ansätze im Obst- und Gemüsebau, möglichst verbunden mit (Klein-)Tierhaltung auf begrenztem Raum in den Stadtzentren und dem suburbanen Umland sind Teil der sogenannten Revolución Verde, der grünen Revolution. Wenig beachtet wird jedoch das weit in die Geschichte des Landes zurückreichende Wissen über kleinparzellige Landwirtschaft. Jahrzehntelang hinter dem Ideal der Industrialisierung zurückgedrängt und in Vergessenheit geraten, beginnt der Staat erst seit wenigen Jahren, die Wiederentdeckung dieses Wissens zu unterstützen. 

Vorläufer und Entwicklung der urbanen Landwirtschaft

Bedingt durch die besondere historische Entwicklung der Hauptinsel des karibischen Archipels finden sich die ersten Formen städtischer Selbstversorgung bereits während der Zeiten der Massensklaverei ab Ende des 18. Jahrhunderts. Die auf Jamaika u.a. Inseln der Antillen genauer erforschten Huertos Caseros (Hausgärten) oder Conucos1 gab es auch in Kuba und anderen Inseln der Karibik (Mayor 2001/ Castiñeras 2002). Dort bedeuteten die Conucos, die meist direkt an die Hütten der städtischen Sklaven anschlossen, für die aus afrikanischen Kulturen entwurzelten Menschen und ihre Nachfahren einen gewissen ökonomischen und sozialen Freiraum innerhalb des Zwangsregimes der spanischen Kolonisatoren (vgl. Roberts in Falola & Childs 2004). Mit diesen Parzellen, auf denen Gemüse, Obst und Kräuter angebaut wurden, sollten sich die Sklaven selbst versorgen. Sie nutzten jedoch die Conucos auch dazu, aus den afrikanischen Kulturen bekannte Anbauweisen fortzuführen, quasi-familiäre Banden zu schließen und sich in die fremdartige Kultur und feindliche Umgebung zu integrieren. Neben diesem sozial-integrativen Moment wurden damals, wenn auch nicht bewusst, Methoden zur Kultivierung der Vielfalt von einheimischen Obst- und Gemüsesorten tradiert, die bereits vor Beginn der Kolonisierung, insbesondere von den indianischen Ureinwohnern, den Taínos, eingeführt worden waren. Im Rahmen ihrer konventionellen landwirtschaftlichen Ökonomie kultivierten die Taínos tropische Feldfrüchte, besonders Knollenfrüchte wie Yuca und Boniato, aber auch Mais, Erdnüsse, Paprika, Ananas, Baumwolle und Tabak auf Hügelbeeten. Bis heute gehören die im Geschmack der Kartoffel ähnelnden Gewächse Yuca, Boniato und Malanga, auch Vianda (Speise, aber auch Wurzelknolle) genannt, zu einem typisch kubanischen Mahl.
Im Zuge der Abolition wurden viele der Hütten und Gärten ehemaliger Sklaven per Gewohnheitsrecht in der Familie weitervererbt. Noch während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts pflegten die immer noch unterdrückten und marginalisierten Nachfahren ehemaliger Sklaven im familiären oder quasi-familiären Verbund kleine Stadtgärten und etwas größere Fincas. Von Beginn der kubanischen Revolution 1959 an galt diese häusliche Subsistenzökonomie jedoch als Merkmal der Unterentwicklung und sollte durch eine weniger arbeitsintensive industrielle Produktion abgelöst werden.2 Zu Beginn der 1960er Jahre kamen erstmals industrielle Techniken zum Einsatz, um in der Stadt Gartengemüse und Obst anzupflanzen. Während auf dem Land große staatliche Farmen (granjas estatales) entstanden, in denen Bauern mehrheitlich Zuckerrohr, aber auch Tabak, Reis, Gemüse und Obst pflanzten, verschwanden nach und nach ökologische Anbaumethoden wie die Dreifelderwirtschaft. Häusliche Anbaumethoden hielten dem Industrialisierungsdruck und der passiven Kooperativierungspolitik des kubanischen Staates nicht stand. (Grote 2004) Für die Produktion von frischen Lebensmitteln auf kleinem Raum wurden sogenannte Hidropónicos und Zeopónicos (inputintensive Monokultur) eingerichtet. Der Einsatz von starken chemischen Produkten zur Düngung und Schädlingsbekämpfung sollte die Ertragsraten steigern. In den 1970er und 80er Jahren führte man diese Systeme mit relativ geringem Erfolg auch in den Städten ein (vgl. Rodríguez Castellón 2000).
Anfang der 90er Jahre jedoch stand die kubanische Agrarwirtschaft, mittlerweile hoch aufgerüstet mit sowjetischen Erntemaschinen und nahezu vollständig vom Import russischen Kraftfutters abhängig, vor dem Aus.


1Der Begriff Conuco stammt aus der Karibik und wurde während der Kolonisation als Bezeichnung für die Gärten verwendet, die Sklavinnen und Sklaven von ihren Besitzern zur Verfügung gestellt wurden. Heute werden damit häufig ländliche Subsistenzgärten bezeichnet, Conuco kann aber auch einfach nur „Hügelbeet“ bedeuten.
2Nicht vergessen werden dürfen die sozialen Errungenschaften der Revolution, die kostenlose Bildungskampagnen für alle Kubanerinnen und Kubaner beinhalteten und die rassistische Alltagspraxis eliminierten. Dadurch entwickelte sich eine starke Solidarität der vormals marginalisierten Klassen mit der sozialistischen Regierung (vgl. de la Fuente 2001).   

domingo, 27 de septiembre de 2009

Dokumentarfilm "Lebendige Gärten" - urbane Landwirtschaft in Kuba

Synopsis: Lebendige Gärten
Ein Stück Grün im städtischen Grau ist für viele Menschen nicht nur ein Wunschtraum, sondern eine Notwendigkeit. Mangels ausreichender Versorgung mit gesunden Lebensmitteln bauen heute immer mehr Menschen besonders in den „Ländern des globalen Südens“ Obst und Gemüse an, um ein wenig besser zu leben. Kuba ist das einzige Land weltweit, in dem die Subsistenzlandwirtschaft zum politischen Programm gehört.
Lebendige Gärten“ zeigt den besonderen kubanischen Weg der städtischen Selbstversorgung, der in den 90er Jahren begann, als weder Pestizide, noch Treibstoff verfügbar waren.
Obwohl sie alle organisch anbauen und in Kooperativen organisiert sind, zeigen die Gärtner, dass ihr Tun weit über den Zweck der gesunden Ernährung hinaus reicht. Kulturelle, spirituelle und soziale Banden werden neu geknüpft und verwandeln den Großstadtdschungel von Havanna.


Preise: 
Film (dt./ es.): 10 €*
Diplomarbeit: 30€*

Film (dt./es.) + Diplomarbeit (gebunden): 35 €*
Bestellungen Bildungseinrichtungen: 48 Euro* 

*plus Versandkosten innerhalb Deutschlands



Sinopsis de la película documental: 
Rescatando Jardines (Agricultura urbana en la Habana/ Cuba)
Para mucha gente un pedacito verde dentro de la gris ciduad significa más una necesidad que una ilusion. Por falta de una alimentación con suficientes viveres sanos, cada vez más personas siembran viandas y frutales para vivir un poco mejor. „Rescatando Jardínes“ presenta la transformación cubana hacia una agricultura urbana que tiene sus inicios en los años noventa, cuando ni pesticidas ni combustibles estaban disponibles. Cuba es el único país del mundo que ha integrado la agricultura urbana en el programa politico.
Si bien todas las personas que plantan y suministran a cooperativas lo hacen con técnicas de agricultura orgánica y, su labor se extiende más allá de la sana alimentación. Se entrelazan cadenas culturales, espirituales y sociales para darle vida nuevamente a la jungla urbana para el bien de los cubanos.
Informaciones sobre servicios del envío por correo: dany_kaelber@gmx.de